Im Rahmen meiner P&P-Tätigkeit kombiniere ich sehr gerne Wissen und Skills meiner beruflichen Tätigkeit mit dem Hobby. Ein Aspekt dieser Mischung ist das Verfassen von Zeitungsartikeln und Medien in der Welt des Geschehens.
Eine Welt, in der die Spieler die Helden sind, fühlt sich nicht wertig an, wenn diese Welt nur für sie existiert. Auch abseits der Haupthandlung können die Spieler auf diese Art und Weise mit ihrer Welt in Kontakt gebracht werden. Wenn wir im realen Leben eine Zeitung oder ein Online-Medium lesen, dann haben wir immer vor Augen, dass uns die Themen zwar interessieren, wir aber selbst nicht drin vorkommen.
Umso größer kann der Eindruck sein, sollte das mal passieren. Erscheint einer unserer Artikel in einem solchen Medium oder lösen meine Handlungen so etwas aus, dann verändert sich die Art des Rezipierens. Gleichzeitig ist es wichtig, in einer längeren Abenteuerkampagne nicht nur auf das einzugehen, was passiert, sondern auch auf das einzugehen, auf das die Spieler keinen oder weniger Einfluss hatten.
Das neuste Beispiel dieser Art erstellte ich in Form des sogenannten „Meisterblatt Sinnoh“, das sich aktuell und nah am Geschehen rund um die sog. Pokémon-Meisterschaft in unserer Pokérole-Kampagne befindet. Als Zeitung mit spezifischer Zielgruppe, in der sich die Spielerschaft befindet, ist es auch völlig in Ordnung und logisch begründet, dass sie für diese interviewt wurden. Die Spielercharaktere werden jetzt nicht plötzlich überall erkannt, aber ihre Konkurrenz, also Trainer, die wie sie Teil der Herausforderung sind, werden ihre Namen jetzt gehört haben.
Dies gilt aber nur für zwei der vier Spieler. Die anderen beiden haben den vorher erwähnten ersten Blick, eingeschränkt dadurch, dass die natürlich beste Freunde der interviewten Personen sind. Der Rest der Zeitung hat verschiedene Funktionen. Die erste Seite gilt vornehmlich dem Worldbuilding und dem Aufbau der Zeitung, die vorher noch nicht Erwähnung gefunden hat. Wieso erscheint sie jetzt erst? Was ist das? Wieso krieg ich das?
Die zweite Seite dient dem Characterbuilding. Auch wenn sich diese Punkte überschneiden, so erläutere ich einmal den hier vorliegenden Unterschied. Es wird kein Objekt wie die Zeitung und der Kontext erklärt. Stattdessen wird durch die Stimme eines prominenten Dritten das Rivalenfeld beschrieben und zwei Arenaleiter mit verschiedenen Ansichten in Kontrast gestellt. Außerdem wird eine extrem relevante, aber für die Gruppe nicht zugängliche Figur genauer beleuchtet.
Die dritte Seite geht genau ins Detail. Die aufmerksameren Spieler lernen durch den Bericht des Turniers Teile der Teams ihrer Rivalen kennen. Außerdem findet hier das eingangs erwähnte Interview statt. Die Art und Weise, wie über das Turnier berichtet wird, stellt das Format für zukünftige Darstellungen vor, und erleichtert mir das Mitteilen der Turnierrunden ohne langatmigen Fernsehbericht im Abenteuer.
Die letzte Seite ist dabei unfassbar vielseitig. Einerseits wird sie als „Tipps für Trainer“ in ein bekanntes Konzept eingeordnet. Sie kann, da sie später stattfindet und auf Seite 1 als neue Besonderheit vorgestellt wurde, unfassbar tief ins Detail gehen. Sie hat dabei mehrere Funktionen. Out-of-character bietet sie den Spielern Planungsmöglichkeiten an, an begehrenswerte Attacken für ihre Pokémon zu kommen. In-Character haben die Spieler dieses Wissen auch und stehen damit nicht im IC/OOC-Konflikt. Gleichzeitig wissen alle anderen Rivalen nun aber auch Bescheid. Der Artikel hat also wieder eine deutliche Wirkung.
Es ist zwar immer ein Aufwand, jedoch ist es dieser Wert, und zwar in jedem Setting, in dem es möglich ist. Hat man sich einmal um das Format gekümmert, so fällt es leicht dies zu bearbeiten. Solange man in seiner eigenen Welt auch viel zu erzählen hat, sollte das Füllen ganz leicht fallen, auch wenn ich Anfängern erst einmal dazu raten würde, nur eine Titelseite darzustellen. Eine realistische Fantasy-Zeitung kann ja auch 20 Seiten lang sein, da muss man nicht alle 20 schreiben.